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Fish & Pink

"Wir versuchen es langsam anzugehen"

Text: Sara Umbreit

Das schwedische Designduo Fish & Pink kreiert unerwartet farbenreiche und eklektische Möbel, die nachhaltig sind und nicht nur als Prototypen funktionieren.

Im Interview erklärt uns Martin Eckerberg, wie er und seine Freundin und Designpartnerin Fanny Ollas sich die Aufgaben im Designprozess teilen und worauf es für die beiden bei Ihren Möbelprojekten wirklich ankommt. Sie wollen es richtig machen, die Materialien verstehen und Möbel entwerfen, die anders sind und nachhaltig.

Sara: Wann habt ihr euch beide kennengelernt?

Martin: Wir kennen uns seit drei Jahren und sind mehr oder weniger sofort ein Paar geworden. Damals haben wir noch nicht sofort daran gedacht unser eigenes Studio/Label zu gründen, aber unser gemeinsames Interesse an Design und kreativer Arbeit war schon immer ein Gesprächsthema abends am Tisch..und so hat sich eins zum anderen entwickelt.

Sara: Martin, du bist Möbeldesigner, Fanny war davor Modedesignerin. Inwieweit kombiniert ihr diese beiden Disziplinen in eurer Arbeit?

Martin: Fanny bringt, ganz offensichtlich, ihr Gespür für Farbkombinationen mit. Ich bin mehr derjenige der sich ums Material und die Umsetzung bestimmter Ideen kümmert. Am Ende aber arbeiten wir immer zusammen an Projekten, inspirieren uns beide und lernen voneinander.

Beistelltisch Kermit aus der Shine and Freckles Kollektion

Die Tischplatte des Kermit wird aus 10mm dickem, eingefärbten Glas gefertigt. Das Gestell besteht aus gepressten Holzfasern (Valchromat) und steht auf 4 Messingfüßen.

Sara: Übernehmt ihr verschiedene Aufgaben im Designprozess?

Martin: Ich kenne mich auf jeden Fall mehr mit den technischen Aspekten aus, die es braucht um Möbel zu fertigen. Vor Fish & Pink habe ich drei Jahre für das Studio Formellt gearbeitet. Dort habe ich einen guten Einblick in die Industrie bekommen. Fanny hat vorher unter anderem für H&M gearbeitet und bringt einen ganz anderen Ansatz mit und hat auch mehr Erfahrung als Designerin. Zusammen versuchen wir mutige, unerwartete Ideen umzusetzen und uns nicht zu sehr von unserer skandinavischen Herkunft beeinflussen zu lassen.

Sara: Was inspiriert euch, wo nehmt ihr neue Ideen her?

Martin: Für unsere erste Kollektion wurden wir vom Terrazzoboden einer Bahnstation in Stockholm inspiriert. Wir dachten auf einmal, dass das der absolut am besten verarbeitete Boden ist, den wir je gesehen haben und dass wir damit mehr als nur Böden machen sollten. Eine Menge Experimente folgten danach, um mehr über Terrazzo zu lernen. Aber wir versuchen, es langsam angehen zu lassen. Ideen sind nie das Problem - diese in etwas Echtes zu verwandeln braucht jedoch viel Zeit und Geld.
Darum versuchen wir unsere erste Kollektion Freckles and Shine perfekt zu machen und nicht nur ein paar Prototypen anzufertigen.

Beistelltisch Confetti, gefertigt aus Terrazzo, Valchromat und Messing

Sara: Welche Aspekte eurer Kollektion sind nachhaltig?

Martin: Es ist wichtig für uns, dass wir nicht bloß etwas hinzufügen, dass ein paar Jahre hält und dann weggeschmissen wird. Große Unternehmen, die billig produzieren und das dann "Demokratisches Design" nennen, obwohl das Produkt dann beim nächsten Umzug schon kaputt geht - das ist nicht wirklich die Zukunft. Wir versuchen haltbare Materialien zu benutzen und Designprodukte zu kreieren, die sich abheben. Wir benutzen verdelte Materialien, die aus der Natur kommen. Terrazzo wird in Italien hergestellt, wo Gestein, Zement und Wasser vermischt und zu einer ebenen Oberfläche gegossen werden. Valchromat ist ein nachhaltig gepresstes Holzmaterial, mit einer hohen Dichte. Das Holz ist FSC-zertifiziert und ein Abfallprodukt von Sägewerken und Wäldern. Das Färbemittel ist auch biologisch.

Sara: Welche Zukunftsprojekte plant ihr?

Martin: Wir wollen ein alltägliches Plastikprodukt in etwas Neues umwandeln - es haltbarer und ästhetischer gestalten. Was genau das sein wird, zeigt sich dann 2017!

Matboard, Terrazzo. Etwas zur Geschichte des Terrazzo

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Text/ Interview: Sara Umbreit
Fotos: Fish & Pink Studio