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Marmor

Zeitloser Mythos

Text: Sara Umbreit, Fotos: Sojournal Studio

Eine Legende über die Entstehung von Marmor besagt, die Sterne am Firmament seien über den Liebeskummer einer Hirtentochter so ergriffen gewesen, dass sie eine ganze Nacht darüber weinten. Ihre auf die Erde fallenden Tränen seien dann zu Marmor erstarrt.

Weniger romantisch, dafür mindestens genauso ergreifend ist die tatsächliche Geschichte des edlen Gesteins, das seit jeher materieller Inbegriff für Wohlstand und Macht ist.
Einst entstanden durch kalkhaltige Ablagerungen von Muscheln und Knochen aus Ozeanen vergangener Zeiten und tektonischer Verschiebungen, ließen der Druck und die Hitze in 30 Kilometern Tiefe aus dem Sediment kristallines Gestein werden. Anschließend beförderten weitere tektonische Verschiebungen das Material wieder an die Oberfläche, wo es schlussendlich ein Gebirge aus Marmor bildete.

Marmor Sofa Table von Nutsandwoods

Soweit die kurze Zusammenfassung der 200 Millionen Jahre alten Entstehung der Apuanischen Alpen im Nordwesten der Toskana – das wohl für Marmor bekannteste und traditionellste Abbaugebiet der Welt.

Schon die Gewinnung von Marmor erfordert hochwertige Verfahren. Diamanten besetzte Seile schneiden massive Blöcke des Gesteins in wenigen Stunden direkt aus dem Berg. Der Abbau und Transport wiederum erfordert höchste Vorsicht und Fingerspitzengefühl aller im Bergbau beteiligten Männer. Die Verarbeitung, vor allem in der Bildhauerei, stellt den Anspruch an genauster Kenntnis des Materials und seiner individuellen Struktur. Ein falscher Schlag und der Stein zerbricht der Maserung entlang einer Linie entzwei.

Bank Marmor-Eiche von Nutsandwoods

Traditionell stets nachgefragt für die Innengestaltung von Häusern, Küchen und Bädern, ist Marmor auch in der modernen Möbelherstellung angekommen – ohne dabei prunkvoll wirken zu müssen. Es geht dieser Tage eher um Akzentsetzungen, als um Überfluss. Gekonnte Zurückhaltung, statt Exzess; stets jedoch auch um ein Spiel mit dem Mythos von Prestige und Tradition. Der Mythos selbst liegt nicht zuletzt in der Natur der Sache. Marmor zeigt sich äußerst strapazierfähig und einfach in der Pflege zugleich. Praktisch eingesetzt hat es nicht nur einen kühlenden Effekt auf das Raumklima. Seine dichte und glatte Struktur widersetzt sich auch Staub und Wasser. Ein zeitlos klassisches Naturmaterial das jedem Raum eine anmutige Seele verleiht.