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Inga Sempé

Die bedeutendste Produktdesignerin Frankreichs

Text: Sara Umbreit

Inga Sempé hat Herausragendes im Bereich Design geleistet - und mag es bis heute nicht, dass die Branche Frauen weniger zutraut, als Männern.

Inga Sempé wurde 1968 als Tochter der dänischen Illustratorin und Malerin Mette Ivers (u.a. Ronja Räubertochter) und dem bekannten französischen Grafiker Jean-Jacques Sempé (Der kleine Nick) in Paris geboren. Als Kind begleitet Sempé an Sonntagen oft ihre Mutter auf den Marché aux Puces de la Porte de Vanves - ein Flohmarkt zum Schlendern. Bis heute schaut sie sich gern auf Märkten um - vor allem auf Ebay - dort findet sie Skurriles, das sie sich gern anschaut, ohne es jedoch je zu kaufen.

1993 schließt sie erfolgreich ihr Studium an der Ecole Nationale Superieure de Création Industrielle in Paris ab und heiratet später den Designer Ronan Bouroullec, mit dem sie heute zwei Kinder hat und in Paris, im 10. Arrondissement, lebt und arbeitet.

Bis heute ärgert sie die Tatsache, dass Frauen oft noch immer Ungerechtigkeit im Beruf erfahren. Gerade Technisches traue man ihnen selten zu, so Sempé, und so bekommt auch sie noch manchmal Anfragen, für bestimmte Interior-Häuser Stickereien zu entwerfen, woran sie jedoch wenig bis kein Interesse hat. Auch die typischen Fragen, wo sie sich Inspiration für ihre Entwürfe hole und ob ihre Kinder eine Inspirationsquelle darstellen, beantwortet sie mit einem klaren Nein.

Collo Alto, Alessi

Inga Sempé interessiert sich nicht nur schon immer für Technisches, sie ist generell praktisch veranlagt, was sich deutlich in ihren Entwürfen widerspiegelt. Sie mag es Alltagsgegenstände zu entwerfen, die von den Kunden benutzt und auf deren ganz eigene Weise mit anderen Produkten zu Hause kombiniert werden. Über die genaue Zielgruppe und wie ihre Designs am besten in bestehende Designwelten integriert werden sollen, interessiert sie sich nicht. Sie beschäftigt sich solange mit einem Produkt, bis der Entwurf finalisiert ist und in Produktion geht. Dem weiteren Drumherum schenkt sie, wenn möglich, wenig Aufmerksamkeit.

Collo Alto, Alessi
Sempé kommt durchs Skizzieren selbst am besten zu neuen Produktideen
Ligneroset, Ruche Bas

Die Französin, der man gern nachsagt "schwierig" zu sein - was daher komme, dass sie kein Problem damit hat auch Nein zu sagen - wie sie selbst reflektiert, entwirft für internationale Häuser wie Alessi, Capellini, Edra, Wästberg, Moustache, uvm. Wenn sie ein Objekt entwirft, denkt sie gern an einen Körper und daran dass jedes Organ eine Funktion hat. Ein Detail worauf sie bei ihrem letzten Entwurf für das schwedische Design-Haus Wästberg, die w153-Leuchte, besonders stolz ist, ist die für normale Augen unscheinbare Klemme am Fuß der Lampe. An dieser hat sie lange Zeit getüftelt, bis die Endversion stand. Für das französische Label Ligne Roset hat sie 2014 das Sofa Ruché entworfen. Leuchten sind jedoch ihre Spezialität - wofür sie als Designerin weltweit am meisten gefeiert wird. Sempé mag die Freiheit im Designprozess, die Leuchtobjekte zulassen. Davon könne sie laut eigener Aussage einige pro Jahr entwerfen. Anderen Möbelstücken hingegen sind oft Grenzen gesetzt durch die menschliche, physische Konstitution. Hier liege die Herausforderung darin, zum Beispiel ein Sofa immer wieder anders aussehen zu lassen, auch wenn das Grundgerüst immer gleich bleiben müsse.

Cappuccina, Luce Plan
Cappuccina, Luce Plan
Cappuccina, Luce Plan
w153, Wästberg, 2015
w153, Wästberg, 2015
Durch Skizzieren von älteren Produkten, kommen Sempé oft Ideen für Produkt-Fortsetzungen
Vapeur, Moustache, 2009
Vapeur, Moustache, 2009
Vapeur, Moustache, 2009
Vapeur Motif, Moustache, 2012
Vapeur Motif, Moustache, 2012
Vapeur Motif, Moustache, 2012
Inga Sempé, Foto: David Luraschi

Text: Sara Umbreit
Fotos: siehe Bildtitel