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Matt Skuza

"Ich versuche Stille zu kreieren - Momente des Alleinseins"

Text/ Interview: Sara Umbreit, Fotos: Matt Skuza

Die Bilder des kanadischen Fotografen und Künstlers Matt Skuza aka Fivecentcandy dokumentieren die melancholische Romantik der Dinge, die ihn umgeben und portraitieren deren Existenz.

Seit wann fotografierst du und was hat dich zu Anfang inspiriert?

Matt: Meine erste Kamera habe ich damals von meinem Vater bekommen. In der 10. Klasse habe ich dann am Fotografie-Unterricht teilgenommen. Die Übungen bestanden oft darin bestimmte Fotos zu schießen, die dann vom Lehrer beurteilt wurden.

Ich erinnere mich, dass ich nicht besonders gut darin war und lieber den Unterricht geschwänzt und stattdessen draußen in der Stadt rumgelaufen bin, um meine eigenen Fotos zu schießen. Das war dann auch der Moment, wo ich gemerkt habe, was mich wirklich interessiert. Die Freiheit etwas auf einem Foto 'einzufrieren', das bereits existiert, hat mich damals inspiriert. Die Inspiration war überall zu finden - überall, nur nicht im Klassenraum.

Ich wusste, dass ich da draußen sein und mich der Umwelt aussetzen musste. Ich war immer von der Ruhe eines großen, einsamen Parkplatzes fasziniert. Viele meiner Arbeiten heute basieren noch immer auf dieser Faszination.

Aus der aktuellen Foto-Serie Mall Plant - Celebrating Nothing

Worum geht es in deiner aktuellen Foto-Serie “Mall Plant - Celebrating Nothing”?

Matt: Die Idee dahinter ist, Pflanzen an sehr langweiligen Orten, wie Büros oder Einkaufszentren, lebendig werden zu lassen. Ein Portrait, das ihre Existenz beweist. Die Idee wurde geboren, als ich eines Nachts draußen in der Kälte in Downtown Vancouver stand. Ich habe mich gefragt "Was ist gerade das einsamste Lebewesen?". Dann sah ich aus dem Augenwinkel eine Pflanze in einer Ecke eines Fensters stehen und die einzigen Leute, die von ihrer Existenz wissen, sind ich und diejenigen, die sie täglich giessen. Das war eher ein deprimierender Gedanke, aber ich mochte das Potenzial dahinter.

Mall Plant - Celebrating Nothing

Hat sich deine Art zu fotografieren über die Jahre verändert? Worauf fokussierst du dich heute?

Matt: Meine Bilder haben sich über die Jahre nicht dramatisch verändert. Meine Ernsthaftigkeit für die Kunstform selbst jedoch drastisch. Ich nehme sie jetzt viel ernster. Nachdem ich mich vielen Herausforderungen während meines Prozesses stellen musste, habe ich schlussendlich auch den Respekt dafür gefunden. Mein Fokus besteht darin, die Ruhe der Dinge einzufangen. Ich versuche Stille zu kreieren - Momente des Alleinsein.

Mall Plant - Celebrating Nothing

Du hast früher analog fotografiert. Deine letzten Bilder sind jedoch digital entstanden.

Matt: Ja, ich war bereit für was Neues. Ich wollte einfach nicht mehr so viel Geld und Zeit investieren, sondern schneller und mehr fotografieren. Da steckt auf jeden Fall Romantik in analogem Fotografieren - ein Gefühl das man schwer beschreiben kann, wenn man nicht selbst mit Film fotografiert hat. Jeder hat seine eigenen Gründe analog oder digital zu fotografieren. Finde eine Kamera, die du magst und benutz sie einfach. So sehe ich das.

Mall Plant - Celebrating Nothing

Du lebst in Vancouver. Inspiriert dich die Stadt?

Matt: Vancouver ist eine interessante Stadt. Anders als alle anderen Städte in Kanada. Ich bin in Ottawa aufgewachsen, der Hauptstadt Kanadas und der Kontrast der beiden Städte ist enorm. Ich bin vor vier Jahren hierher gezogen, weil ich unbedingt an der Küste leben wollte. Was mich am meisten daran inspiriert hier zu leben, ist die Art wie die Sonne die Landschaft jeden Tag berührt. Einfach wunderschön. Und ich werde nie müde vom Anblick der Berge.
Man fühlt sich hier draußen ein bisschen mehr mit der Erde verbunden.

Seit es Plattformen wie Instagram gibt, meinen viele "Fotografen" zu sein - Was macht einen Fotografen aus bzw. was bedeutet Fotografie in deinen Augen?

Matt: Ob man nun sein Handy, analoge Kamera, digitale Kamera oder auch einfach nur seine verdammten Augen benutzt - wenn man morgens aufwacht und sich schon darauf freut, was man heute wohl entdecken wird. Dieses Bauchkribbeln. Dann kann man sich nennen, wie auch immer man will. Das Wort "Fotograf" ist auch nur etwas was das Wort "Künstler" verkleinert. Einer meiner Lieblingszitate ist von Ed Templeton aus dem Film Beautiful Losers - "Du kannst mich weder als das eine, noch als das andere bezeichnen. Du kannst so gut wie niemanden in der Show nur als Fotografen, oder nur als Maler bezeichnen - wir sind nur Künstler." Dem kann ich nur zustimmen.

Du malst auch - in welcher Disziplin fühlst du dich sicherer dich auszudrücken? Wie fordern dich beide Kunstformen jeweils heraus?

Matt: Ich fühle mich auf jeden Fall wohler mit der Fotografie. Das mache ich schon länger und war meine Einführung in die Kunst. Es gab eine Phase, wo ich auf eine Mauer gestoßen bin mit Bildern - nichts hat mich mehr begeistert. Alles schien so langweilig - wie Weißbrot ohne Kruste. Ich war total frustriert und in mir brodelte es. Ich fing ganz klein an, mit nur einem Skizzenbuch, und habe mich dann hoch zu Paletten gearbeitet, die ich auf der Strasse gestohlen und bemalt habe. Malen hat mir eine ganz neue Richtung gegeben. Etwas aus dem Nichts heraus zu kreieren. Pure Vorstellungskraft. Das war die Herausforderung. Es gab so viel Trial & Error - das hat mich total geöffnet und gelehrt Fehler zu akzeptieren. Das hat die Art und Weise wie ich fotografiere sehr verändert. Die Bilder werfen sich nicht immer auf dich, oder sind direkt vor deiner Tür. Manchmal muss man einfach dasitzen und Etwas aus Nichts kreieren.

Matt Skuza, Foto: Loukia Merdanos

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Text/ Interview: Sara Umbreit
Fotos: Matt Skuza